Hero Story aus der Green Factory Indien

Anmerkung: Der folgende Text stammt von Fairtrade Deutschland und ist im April 2025 auf dem Fairtrade-Blog erschienen: https://blog.fairtrade-deutschland.de/. Die Hero Story ist im Rahmen eines gemeinsamen Besuches bei Sags Apparels entstanden.

Vijayalakshmi Muthu arbeitet seit rund zehn Jahren bei Sags Apparels für Brands Fashion – ein Aushang in ihrem Viertel veränderte ihr Leben nachhaltig zum Positiven. Fotos: Martin Hennrichs

Die Industriestadt Tiruppur liegt im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu. Die Metropole hat rund 647.000 Einwohner*innen, rechnet man das Einzugsgebiet mit ein, sind es über 1,4 Mio. Menschen.
Die meisten arbeiten in der Textilindustrie. Eine davon ist Vijayalakshmi Muthu. Die 35-Jährige erfuhr vor rund zehn Jahren über einen Aushang in ihrer Nachbarschaft, dass das Textilunternehmen Sags Apparels in ihrer Gegend eine neue Fabrik eröffnet hatte und dort noch Beschäftigte suchte. Sie bewarb sich und bekam den Job. Sags Apparels beschäftigt rund 300 Menschen in der Region von Tiruppur, die in der Produktion von Strumpfwaren, Strickwaren, Freizeitkleidung und Sportbekleidung führend ist.

Rekordumsätze, Dumpinglöhne

Fast 90 Prozent der indischen Exporte von Baumwollstoffen stammen von hier, ihr Gesamtwert beträgt schätzungsweise 1 Milliarde US-Dollar.  Von diesen Rekordumsätzen profitieren die Menschen vor Ort jedoch leider nicht – sie arbeiten für Tageslöhne, die im Schnitt gerade einmal 34 Prozent eines sogenannten existenzsichernden Lohnes ausmachen. Hinzu kommt: Kleidung zählt zu den Importprodukten mit dem größten Risiko für Menschenrechtsverletzungen.

Wie schlimm die Situation in der Textilindustrie ist, wurde am 14.04.2013 besonders deutlich: Die Textilfabrik Rana Plaza in Sabhar, Bangladesch, stürzte ein und riss 1.135 Menschen in den Tod. Trotzdem arbeiten immer noch etwa 60 Millionen Menschen weltweit in der Textilindustrie, der Großteil davon Frauen.

Hohe Standards – für Mensch, Produkt und Produktion

Frauen wie Vijayalakshmi Muthu.  Und doch ist für sie vieles anders. Für sie ist ihre Stelle bei Sags Apparels jedoch ein Glücksgriff: „Die Arbeit macht mir Spaß. Welche Aufgabe auch immer mir zugewiesen wird, ich mache sie, weil ich gerne hier arbeite!“ Aktuell ist Vijayalakshmi Muthu in der Qualitätssicherung tätig – das ist der Bereich, in dem geprüft wird, ob die gefertigten Produkte die Sicherheitsbestimmungen des jeweiligen Landes erfüllen, in das sie exportiert werden.

Prüfen Produkte auf ihre Qualität: Textilarbeiterinnen in der Green Factory von Sags Apparel. Fotos: Fairtrade Deutschland

Die hohen Sicherheitsbedingungen gelten nicht nur für die Produkte, denn mit der Fairtrade-Zertifizierung hat sich Sags Apparels dazu verpflichtet, die strengen Standards bezüglich Arbeitssicherheit und Arbeitsschutz umzusetzen, davon profitieren die Beschäftigten. „Den Unterschied zu anderen Unternehmen in der Gegend spüre ich deutlich, besonders wenn es um Komfort und Freiheit geht. Besonders zu schätzen weiß ich, dass wir hier eine Krankenschwester haben, an die wir uns mit kleineren medizinischen Problemen wenden können. Außerdem gibt es einen Ruhebereich nur für Frauen, in den wir uns zurückziehen können“, berichtet Vijayalakshmi Muthu. „Außerdem gibt es hier eine Kantine und einen Betriebskindergarten. Das hat meine Erwartungen übertroffen.“

Strenge Sicherheitsstandards auch in der Produktion: Infotafeln klären über die Bestimmungen auf.

Die Fabrik, in der Vijayalakshmi Muthu arbeitet, ist ein echtes Leuchtturmprojekt und leistet Pionierarbeit: Bereits vor rund fünf Jahren hat Sags Apparels gemeinsam mit dem deutschen Textilunternehmen Brands Fashion hier die erste sogenannte Green Factory nach strengen Nachhaltigkeitsstandards in einer bereits bestehenden Fabrik umgesetzt.  2024 wurde die Green Factory 2.0 neu erbaut und in Betrieb genommen, um nun noch höhere Standards zu erfüllen. Die Textilien, die hier für Brands Fashion produziert werden, tragen entweder das Fairtrade-Baumwoll-Siegel oder sind zusätzlich auch nach dem Fairtrade-Textil-Standard zertifiziert – dem strengsten Standard am Markt. 2016 eingeführt, schreibt dieser unter anderem vor, dass alle Arbeiter*innen entlang der Lieferkette innerhalb von sechs Jahren existenzsichernde Löhne erhalten. Davon profitiert auch Vijayalakshmi Muthu: „Ich bekomme hier ein Gehalt, das Erwartungen entspricht und meine Bedürfnisse erfüllt. Und vor allem: Unser Gehalt wird jeden Monat pünktlich ausgezahlt.“

Mehr als nur „fair“: Die Textilien, die hier produziert werden, entsprechen dem strengen Fairtrade-Textilstandard.

Eine Perspektive, nicht nur für die eigene Familie

Mit dieser finanziellen Sicherheit im Rücken möchte sie vor allem ihre Kinder stärken: „Meine Kinder sollen studieren und bessere Jobs und Positionen bekommen. Sie hierbei zu unterstützen ist mein Ziel.“ Aber auch für ihren Mann und sich selber hat sie Zukunftswünsche: „Mein Mann und ich möchten ein gesundes Leben ohne Krankheiten führen. Wir wollen auch ein größeres und besseres Haus bauen.“ Außerdem möchten sie Menschen in Not helfen. „Ich habe meinen Kindern gesagt, dass sie, sobald sie eine gute Position erreicht haben, die Armen unterstützen sollen, die um ihre Grundbedürfnisse kämpfen. Das ist mein Traum, und ich werde auf jede erdenkliche Weise an dessen Erfüllung arbeiten.“

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